Die englische Rockband 'Radiohead' vertreibt ihr aktuelles Album über das Internet, wobei der Kunde den Preis für den Download selbst bestimmen kann - obwohl ich ohne Musik gar nicht mehr auskommen könnte, weil sie zu einer wichtigen Konstante in meinem Leben geworden ist, halte ich von Musik in digitaler Form sehr wenig.
Das Produkt ist ratzfatz beim Kunden, aber billiger wird es dadurch nicht. Denn schließlich, so die Labels, bleiben die wichtigsten Kostenfaktoren (Künstlergagen, Werbung, etc) ja gleich, lediglich die Tonträgerherstellung fiele weg und die macht einen verschwindend geringen Anteil aus. So zahlt man als Kunde immer noch 99 Cent pro Song oder um die 12 bis 15 Euro für ein komplettes Album. Somit ist der Preis fast gleich geblieben, denn schon bei ihrer Einführung kosteten CDs um die 30 DM. Für eine Platte (Vinyl) hat man damals ca. 20 DM hingelegt, obwohl die Herstellung von Vinyl-LPs wesentlich teurer ist als die von CDs.
Natürlich höre ich auch mal über den PC Musik (so wie jetzt) oder wenn ich unterwegs bin über den MP3-Player, aber die CDs stehen zu Hause im Regal.

Was habe ich denn vom Verzicht auf einen realen Tonträger?
1. Ich habe die Musik nur noch elektronisch vorliegen - schmiert mir der PC mit einem Datenverlust ab, ist sie weg.
2. Ich habe weder Cover noch Booklet und somit auch keine Texte.
3. Ich habe nichts, was ich in der Hand halten kann. Bücher liest ja auch keiner online am PC.
4. Last, but not least: Ja, ich gebe zu, ich genieße es, wenn ich vor meinen Platten und CDs stehe und minutenlang überlege, welche ich nun höre...wobei ich die ein oder andere in die Hand nehme, im Booklet schmökere und so immer mal wieder alte Klassiker im Player oder auf dem Teller landen. Eine Festplatte mit tausenden von MP3s hingegen ist nur leidlich sexy!

Muss das sein? Nein! Die MP3 ist nach dem Schelllack, dem Vinyl, der MC und der CD die fünfte Generation an Ton-"Trägern".
Schelllack ist schon lange Geschichte und die MC führt nicht mal mehr ein Nischendasein. Aber das vielfach tot gesagte Vinyl und die CD werden noch eine halbe Ewigkeit existieren, solange es Fans gibt, die was in der Hand halten wollen. Solange wird es nämlich Klein- und Kleinstlabels geben, die der Musik den Rahmen geben werden, die sie verdient hat.
Wie geil ist es, wenn man einen Klassiker, den man bisher nicht in seiner Sammlung hatte, auf eBay ersteigert. Das Cover in den Händen dreht (und z.B. in Fällen wie beim "Somewhere In Time"-Album von Iron Maiden stundenlang die versteckten Gags sucht).
Kann man das mit MP3s? Nein, denn es fehlt die Dimension der Begreiflichkeit. Eine MP3 ist eine Sammlung von Nullen und Einsen. Man kann sie nicht anfassen. Sie sind praktisch, gar keine Frage, aber Einmachgummis sind auch praktisch, dennoch baut man zu diesen keine Liebesbeziehung auf (Na gut, fast niemand, es gibt allerdings auch Leute mit komischen Fetischen). Wenn man lediglich Musikkonsument ist, mag das ausreichen, doch den Musikliebhaber kann eine schnöde Datei nicht befriedigen.

Ich kann Dir da weitgehend zustimmen. Allerdings freue ich mich schon, wenn ich "digital" in neue Sachen reinhören kann, bevor ich mich entscheide, eine CD wirklich zu kaufen. Ist mir leider schon oft passiert, dass mir ein Lied super gut gefallen hat und der Rest des gekauften Albums be...scheiden war. Mir fürs Auto oder für Freunde eine CD zu brennen, auf der wirklich nur meine Top-Songs drauf sind, ist für mich fast schon wichtiger, als ein Booklet in Händen zu halten. Ich denke mal, die Präferenzen sind da doch sehr individuell! ^^

wenn ich daran denke,wie befristet die haltbarkeit ausserdem bei cds ist,bin ich froh,dass ich noch hunderte von vinyl platten habe,die so herrlich unempfindlich sind.

Ich denke mal, die Präferenzen sind da doch sehr individuell!

Das sind sie ganz offensichtlich. ;-)
Wenn, dann bevorzuge ich ein stimmiges Gesamtpaket und ins Booklet gehören gefälligst die Texte und nicht nur bunte Bildchen.

Hmmm... Ein wichtiger Faktor fehlt aber, der klar für den digitalen Download spricht. Kein Elektrohandel und kein Plattenladen hat so eine große Auswahl wie ein Online-Store wie iTunes. Bei mir ist es oft so, dass wenn ich eine Platte unbedingt will, sie nicht im Regal des Fachgeschäfts ausliegt und ich zur digitalen Variante greifen muss. Darum bin ich ganz froh, dass es den digitalen Download (legal wie illegal) gibt.

So gern ich auch ein Riesenfan von digitalem Download bin - aber wer hat schon mal Grönemeyer auf Vinyl gehört ? Selten einer, die LP Bochum hab ich damals auf einem Flohmarkt aufgestöbert ( meine Mutter besitzt sogar noch einen Plattenspieler samt dazugehöriger Sammlung Vinyl LPs). Das Hörerlebnis ist einfach ein ganz anderes, wenn man die Nadel vorsichtig auf die schwarze Scheibe senkt.
Ich hab zwar selbst eine CD Sammlung, die nicht gerade klein ist, aber für gute Vinyl Musik lass ich jede CD stehen ;-)

Und thadeus. Ich bin ein Gegner des sogenannten iPods, das Teil ist einfach nur unverschämt teuer, braucht iTunes und geht 2 Tage nachdem die Garantie abgelaufen ist kaputt. Nun hat man Massen an Liedern aufm Rechner - aber leider in einem untypischen nur iPod gebräuchlichen Format. Lieber einen Billg mp3 Player, den kann ich mit allen mp3s vollstopfen die ich finde.

Einer meiner iPods (ich habe drei) ist von 2003. Der ist weit weg von kaputt, und die Freude an der "Haptik" ist ähnlich der, die ich für Vinyl empfinde. Was den Preis angeht: Ich arbeite viel mit Jugendlichen. Die haben diese "billigen" MP3-Tröten aus dem Aldi usw. Die sind nach einem Jahr kaputt und die die Qualität der mitgelieferten Kopfhörer ist eindeutig als Körperverletzung anzusehen. Üblicherweise kaufen die mit der Zeit drei oder vier von diesen Dingern und landen dann beim iPod. Drei mal 69 Euro macht 207 Euro. Ein mal iPod Nano macht 149 Euro, hat den besseren Kopfhörer, bessere Haptik und üblicherweise den doppelten, manchmal den vierfachen Speicher. Welches Gerät ist jetzt billiger?

Das von Apple verwendete AAC-Format ist mp3 überlegen. Es ist eine Weiterentwicklung, die längst fällig war. Die Dateien sind zudem kleiner und klingen bei AAC besser.

"Bei der Entwicklung des Codecs wurden die Schwächen des MP3-Verfahrens verringert, dessen Kodierungsverfahren verbessert und mit neuen Verfahren (sogenannten "tools") ergänzt: So werden zum Beispiel tonale und geräuschhafte Elemente im Eingangssignal effektiver erkannt und kodiert oder das Pre-Echo-Problem (siehe Kompressionsartefakte) verbessert." Wikipedia

AAC ist kein Apple-Format, sondern wurde von den gleichen entwickelt, die auch schon mp3 geschaffen haben. Man sollte nicht auf die Zeigen, die AAC verwenden, sondern die abstrafen, die sich AAC immer noch verweigern.

Mein iPod arbeitet mit iTunes. Das ist kostenlos und jedem hirnverbrannten MP3-Verwaltungsprogramm auf Erden überlegen. WinAmp, nur um ein Beispiel zu nenne, ist sowas von bescheuert zu verwenden, das es eine Beleidigung für den Verstand ist. Ausserdem kann ich, wenn ich will, alles automatisch von iTunes erledigen lassen. Ich stecke schon mal vor dem Start auf meinem Mountain-Bike meinen iPod Shuffle kurz an den Rechner und lasse iTunes das Teil per Zufall befüllen. So höre ich oft längs vergessene Schätzchen aus meiner Sammlung. Das Blättern in einer Plattensammlung ist durch nichts zu ersetzen. Aber "CoverFlow" ist eine bestechend angenehme Variante für digitale Mediadaten. Hat aber nur iTunes.

Das digitale Hörerlebnis ist ganz anders als bei Vinyl. Bei Vinyl klingt die Platte jedesmal anders, da statische Elektrizität Staub und andere Fremdkörper immer wieder neu in den Rillen anordnet. Knistern wird nie langweilig. Aber ja. Es gibt einen Unterschied zwischen Analog und Digital. Den muss sich auch die CD gefallen lassen. Ich habe analoge Platten gehört, da weint das Herz vor Glück über die grandiose Qualität. Und wenn ich das Geld von 40 iPod touch's zusammen auf eine Theke lege, dann kann ich diese Qualität auch hören. Sonst nicht.

Im täglichen Umgang klingt mein iPod besser, ist unkomplizierter zu behandeln und weniger Störanfällig als Vinyl. Sogar besser als CD. Und den Unterschied zwischen MP3/AAC, einer CD und einer Schallplatte soll mir mal einer der Anwesenden vorführen. Ich habe meinen iPod in einen Bang & Olufsen-Laden mitgenommen, dort an ein paar BeoLab 5 angeschlossen. Jeff Porcaro hat mir auf "Hope in a hopeless world", gesungen von Paul Young die Ohren weggeblasen. Mit 128 kb/s AAC. Ich habe nichts vermisst. Es war garndios.

Ich liebe meine Schallplatten. Ich habe viele davon als CDs noch mal gekauft. Aber meinen iPod will ich nicht vermissen. Mein iPod hat mir Musik ins tägliche Leben zurück gebracht. Und da brauche ich sie …

Ein sehr schönes Statement, Herr Goetzeclan!