NetzWelt
Die Kirche hat gerufen...ja und?
netzwelt, Freitag, 8. Juni 2007, 13:10
Deutscher Evangelischer Kirchentag
6. bis 10. Juni 2007 in Köln


Die Kirche ruft und hunderttausende rennen hin. Die EKD erhofft sich, dass der Glauben in Jugendkreisen wieder frischen Aufwind genießt. Und was haben wir da alle von? Den Weltfrieden? Hungersnöte bekämpft? Wird die Jamba-Reklame endlich verboten? Nix dergleichen.

Stattdessen verstopften heute morgen pickelige bebrillte End-Teenies mit Schlapphüten, die ohne ersichtlichen Grund permanent in die Patschehändchen klatschten und sich einen Ast auf irgendetwas freuten, die öffentlichen Verkehrsmittel in Richtung Hauptbahnhof um von dort gen Colonia zu pilgern.
Wie wehrt man sich gegen penetrante Gutmenschen, die wehrlose Ungläubige anfrömmeln und selig-duselig in sich hinein- und in die Welt hinausgrinsen?
Nachts kann man wahrscheinlich deren Heiligenscheine leuchten sehen und ich bin mir sicher, dass die auch reines Weihwasser pinkeln.

Bevor einer aufschreit: Ja, ich glaube an Gott, aber nicht an den Gott irgendeiner religiösen Gruppierung. Ich bin lediglich der Meinung, dass es irgendeine höhere Macht gibt. Die hat aber weder auf mein Leben noch auf irgendein Leben anderer Einfluss. "Gott" ist da nur als allgemein verständlicher Oberbegriff zu sehen. Meinetwegen kann man Ihn, Sie oder Es auch Allah, Jehova oder meinetwegen Karl-Heinz nennen.
Und meine Brüder und Schwestern gehen mir auf den Sack mit ihrem heilig-heilig-Getue! Mir sind friedliebende Menschen in der U-Bahn natürlich lieber als Rucksackbomber. Wenn man diesen grendzdebil grinsenden Horden aber kaum mehr entkommt, dann nervt mich das. War schon schlimm genug, dass bereits in den Vortagen Posaunenchöre unter Leitung sandalentragender Diakone und Hobbychöre, die den Herrn priesen, in vielfacher Divisionsstärke in der Innenstadt anzutreffen waren.

Bloß gut, dass ich nicht in Köln wohne - das muss ja die Hölle sein, wenn die schon so weitläufig das Umland besetzen.

Jetzt könnte man natürlich einwerfen, mir seien die wohl nicht "cool" genug.
Selbst gefärbte Jeans statt Militärhosen und Markenklamotten
Reden UND Zuhören statt endgeiler Sprache mit kernigem Unterton.
Deutsche Begriffe, wo es doch so flotte Anglizismen gibt.
Gebete statt klare Ansagen und Forderungen á la "Mehr Knete! Mehr Gewalt in Spielen, Bloodpatch inklusive! Mehr Action im Leben!"

ABER: Ob die nun cool sind oder nicht ist mir reichlich egal, ich renn ja auch nicht jedem Modetrend hinterher und fühl mich in einem Slayer-Shirt wohler als in der neuen hippen H&M-Kollektion.
Wenn die Leute Spaß an der Sache haben und für sich persönlich noch was mitnehmen, dann finde ich das auch in Ordnung.

Meine Angelegenheit ist das jedoch nicht und daher behalte ich es mir auch weiterhin vor über "Christen-Klischee-Witze" zu lachen und mich in meinen Vorurteilen zu suhlen.

Und jetzt dürft ihr über mich herfallen. ;-)


P.S.: Aber was ja wirklich lustig ist, dass die Kirche kein Plural kennt. Oder haben die eine neue Zeitrechnung?
Es heißt Kirchentag, geht aber vom 06.06. bis zum 10.06. Das sind insgesamt fünf Tage, das macht 120 Stunden. Hat also der Kirchentag so viele Stunden, oder sind die einfach zu dämlich Kirchentage oder Kirchenwoche zu sagen?

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thadeus, Freitag, 8. Juni 2007, 17:58
Sie machen sich mit dem Beitrag wahrscheinlich viele Feinde, mir aber haben sie damit aus der Seele geredet.

netzwelt, Freitag, 8. Juni 2007, 18:04
Viel Feind', viel Ehr'.
Das ist das Privileg der freien Meinungsäußerung.

stonemotion, Freitag, 8. Juni 2007, 23:30
"Bloß gut, dass ich nicht in Köln wohne"

Ich wohne in Köln. Muss ich noch mehr sagen? Danke für diesen Beitrag, Bruder NetzWelt!
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