NetzWelt
Outside II
netzwelt, Donnerstag, 12. April 2007, 10:01
Gestern war es wieder soweit...wenn ich diese stumpfsinnig daherwabernde Masse Mensch in öffentlichen Verkehrsmitteln erlebe, bekomme ich jedes Mal eine Krise.

Die ungünstigste Zeit ist der frühe Nachmittag, wenn die öffentlichen Verwahranstalten – auch Schulen genannt – ihre Insassen auf die Menschheit loslassen. Dann wird man unweigerlich der niedrigsten Evolutionsstufe des Homo Sapiens ansichtig. Die Hosen grundsätzlich drei Nummern zu groß und selbst das fetteste Kalb noch im Girlie-Top, sobald es grad mal mindestens 15 Grad sind. Das gibt dem Begriff "bauchfrei" dann eine ganz neue Bedeutung.
Die korrekte Beherrschung der Muttersprache scheint auch keine Grundvoraussetzung mehr zu sein, ein vollwertiges Mitglied dieser unserer Gesellschaft zu sein. Da werden aus den Grundbegriffen Alder, fett, krass und korrekt Sätze geformt, deren Bedeutung nur der eingeweihte versteht. Es sei denn, man hat einen IQ wie eine Scheibe Knäckebrot, dann versteht man es sicher auch.
Daneben nervige Rentnerinnen die nur drei Grundthemen der Konversation kennen:

1. Entweder sie kommen vom Arzt oder sie fahren hin.
2. Sie kommen vom Friedhof oder fahren hin.
3. Sie erzählen von all ihren Krankheiten und denen ihrer gesamten Sippschaft.

Wen interessiert es denn schon, was der Bruder des Onkels des Schwagers der Tante alles zu erleiden hat?

Schon beim einsteigen steuern sie zielgenau die nah an der Tür gelegenen Sitzplätze an – sofern sie frei sind. Gnadenlos wird alles weggerempelt, was sich auch nur annähernd in dieselbe Richtung bewegt.
Der freie Raum direkt gegenüber der Ausstiegstüren wird mit Gehwägelchen zugestellt, die ja gerade bei den scheintoten Mümmelgreisen unheimlich hip sind.

Gut gelaunt einsteigen und wutschnaubend aussteigen, das nenne ich Aggressionstraining der Güteklasse. Rückt mir nicht so auf die Pelle, ihr Zellhaufen!

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bluetenstaub, Donnerstag, 12. April 2007, 18:26
Öhm. Scheintote Mümmelgreise? Misanthrop in Reinform, oder? Wieso diese Verachtung?

Seien Sie doch froh, dass Krankheit und Tod in Ihrem Leben keine so zentrale Rolle spielen wie dies bei älteren Menschen nun mal häufiger der Fall ist. Ist es nicht selbstverständlich, dass man über die Dinge sprechen möchte, die einen im Alltag bewegen?

Seien Sie doch froh, dass Sie keinen Gehwagen benötigen, um sich fortzubewegen. Meinen Sie, den benutzen diese Leute, um Sie zu ärgern?

Und ist es nicht völlig verständlich, dass ältere Leute aus eben diesen Gründen die Sitzplätze an der Tür ansteuern? Wo ist das Problem dabei?

Puh.

Das Problem dabei ist dass ich diese Dinger oft genug in die Hacken bekomme - hab ich hinten Augen?

Gerne wird man auch mal angeraunzt, weil man auf dem Platz für Schwerbeschädigte sitzt, dabei wird dann wichtigtuerisch der entsprechende Ausweis geschwungen. Bei freundlicher Nachfrage mache ich selbstverständlich Platz, aber in den meisten Fällen kommt genau das nicht vor - und da zücke ich dann meinen eigenen Ausweis.
Von wegen, jüngere Menschen sind ja gesund und können stehen, pah!

Was das misanthropische angeht: Ja, ich kann größere Menschenansammlungen nicht ausstehen, schon gar nicht in geschlossenen Räumen, und dazu zählen öffentliche Verkehrsmittel nun mal. In Supermärkten geht es mir genau so, da bin ich in null komma nix auf 180.

Was ich ertragen kann, sind z. B. Stadien - aber die sind zum einen offen und zum anderen begibt man sich im Freundeskreis dahin.
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